Montag, 21.08.06 - An diesem Tag sollte das eigentliche Abenteuer der
Reise beginnen. Der Flug nach Kol, zu einer Dorfgemeinschaft in
den Western Highlands und ein Leben mit dessen Bewohnern,
ohne Strom und fließendes Wasser. Aber schon der Flug mit
der MAF- Twinotter wurde zum Abenteuer schlechthin. Die gewaltige
Urwaldlandschaft der Highlands, durchzogen von brandgerodeten Hängen
und Gärten stand im krassen Gegensatz zur kargen, braunen Landschaft
rund um Port Moresby. Bepackt mit den nötigsten persönlichen
Dingen, sowie Töpfen und Reis kamen wir am Flughafen Kol
an
(man stelle sich eine begradigte Wiesenfläche umgeben von Bergen
vor). Anfangs sehr verwundert über die vielen Menschen, die
schon in den frühen Morgenstunden dort auf unsere Ankunft warteten,
machten wir uns mit ihnen auf den Weg zum Dorf. Wie sich später
herausstellte, kamen die Leute aus den umliegenden und teilweise
auch etlichen Kilometern entfernten Dörfern, nur um uns zu
sehen.
3 Tage voller Eindrücke,
Emotionen und natürlich Erfahrungen,
sollten uns nun erwarten. Die eigentliche Begrüßung begann
für uns dann an einem mit Blumen geschmückten Torbogen.
Erst nach dem offiziellen Gebet wurde uns Einlass gewährt.
Untermalt von Freudenschreien, traditioneller Musik und Gesang,
trauten wir unseren Augen kaum,
als dahinter eine riesige Menschenschlange
stand, in der jeder Einzelne uns mit Händedruck und Umarmung
begrüßen wollte. Die offizielle Begrüßung
und Vorstellung endete mit einem traditionellen Mumu (Erdloch-Essen).
Das heißt, dass ein Wildschwein für uns und natürlich
vor unseren Augen geschlachtet, ausgenommen und in einem Erdofen
mit glühenden Steinen und Bananenblättern, Kräutern
und Gemüse bedeckt gegart wurde.
Während das Fleisch im Erdloch schmorte, haben wir noch an einem Dorfgottesdienst
teilgenommen, der in Tok Pisin gehalten wurde. Die Mischsprache
beherrschen die Meisten, im Alltag wird jedoch Narak bzw. Kandawo
gesprochen, das "tok ples" (Pidgin für "Muttersprache")
der Stammesgemeinschaften in Kol. Wenige, meist jüngere Leute
sprechen Englisch. Diese stellten sich sofort als Übersetzer
zur Verfügung. Die Nächte verbrachten wir in einer neu
erbauten Gasthütte, in der uns die übliche Feuerstelle
neben Wärme auch Licht spendete und zum Kochen diente. In verschiedenen
Hütten der Familien haben wir dann noch bis in die Nacht hinein
und ums Feuer sitzend erzählt und gesungen. Nicht weniger emotionsgeladen
verliefen die Tage darauf.
Dienstag, 22.08.06 - Der Besuch der
aus Eigeninitiative errichteten Kui-Elementary School stand auf
dem Programm. Bei dem abenteuerlichen und anstrengenden Fußmarsch
konnten wir die atemberaubende Natur erkunden. Angekommen an der
Spitze des Hanges, ließ die freudige Begrüßung
der 120 Schüler, Lehrer und auch der Eltern nicht lange auf
sich warten. Der mit Freude über unseren Besuch und mit Stolz
durchgeführte Fahnenapell war für uns ein neues und interessantes
Erlebnis. Wir durften später sogar in den einzelnen Klassen
am Unterricht teilhaben und teilweise auch selbst mal eine Stunde
unterrichten. Gegen Nachmittag teilte sich dann die Gruppe auf,
um in verschiedene unterschiedlich weit entfernte Bergdörfer
zu wandern und dort zu übernachten. Jede Gruppe sammelte dabei
ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, von denen im Nachhinein
sehr positiv und freudig berichtet wurde. Neben der Begrüßung
und dem gemeinsamen Abendessen wurde sich z.B. über Traditionen
und Riten ausgetauscht, es wurde getanzt, gesungen und mit der
Familie und dem Hausschwein um die häusliche
Feuerstelle herum übernachtet.
Mittwoch, 23.08.06 - Im Zentraldorf
wurde am Morgen ein historisches Ereignis begangen. Die vom Leipziger
Missionswerk gespendete Funkanlage wurde installiert und die Antenne
von den Dorfbewohnern in abenteuerlicher Höhe zwischen zwei
Bäumen gespannt. Nun kann sich Kol auch mit den umliegenden
Dörfern sowie der Küstenregion in Verbindung setzen, um
in Notfällen auch an Hilfe zu gelangen. Ein
Teil der Gruppe war dabei schon zugegen, die anderen von uns haben
von den Dörfern ausgehend Wanderungen in den Regenwald oder
an Wasserfälle unternommen, bevor wir uns alle
zum Besuch der in Kol gelegenen Primary School
und der Jimi-High School wiedertrafen. Wie auch die Tage
zuvor erlebten wir überwältigende Reaktionen auf unseren
Besuch. In kleinen und auch größeren Präsentationen
der Schüler wurde uns z.B. gezeigt, wie man Feuer macht oder
sie führten Theaterstücke für uns auf. Wieder durften
wir uns die Klassenräume, die Bibliothek bzw. auch das Lehrmaterial
anschauen. Natürlich haben wir die Zeit genutzt, um uns mit
den Lehrern und Schülern über das Bildungssystem zu unterhalten.
Danach waren wir bei der Einweihung des örtlichen Health Centers
anwesend. Pfarrer Albani hatte die Ehre, das Band zu zerschneiden.
Da es langsam anfing zu dämmern, mußten wir zurück
zu unserem Dorf. Der Rückweg erwies sich als länger als erwartet
und zusätzlich zur Dunkelheit und einem Gewitter regnete es
schließlich in wahrhaft tropischem Ausmaß. Der Abend
verlief noch einmal ruhig in der Hütte bei heißem Tee
und Gesprächen. Alle waren traurig über die bevorstehende
Abreise.
Donnerstag, 24.08.06 - Gegen Mittag tauschten wir mit den Dorfbewohnern Adressen aus und verabschiedeten uns schweren Herzens von allen. Der Abschied verlief für uns alle sehr traurig. Wir haben Freundschaften geschlossen, die jetzt durch regelmäßigen Briefkontakt sowie Bilderaustausch gepflegt werden und die Erinnerungen an diesen Besuch werden uns unser ganzes Leben begleiten.